Um meinen Geburtstag herum nehme ich mir seit einigen Jahren immer ein bis zwei Wochen frei. So war das auch im vergangenen Jahr und ich weiß noch, wie doll motiviert ich war. Ich hatte Lust, mein Leben und meine Arbeit ein wenig umzukrempeln und neue Dinge auszuprobieren. Vor allem aber wollte ich endlich ein Herzensprojekt angehen, das mich selbst (zumindest anfänglich) sehr begeisterte und motivierte.

Analog-Kamera
Photo by Timothy Lamm on Unsplash

Es geht um ein Problem, das ich seit Jahren habe. Ich lese gerne Print-Magazine, ich lese gerne Blogs. Am liebsten lese ich beides, wenn es etwas mit Fotografie und tollen Bildern zu tun hat. Ich war und werde nie ein Mensch sein, der Videocontent bevorzugt. Dafür schaue ich mir Bilder zu gerne in Ruhe an  und lese die Texte dazu, wenn im Hintergund Musik läuft oder ich schlichtweg die Stille genieße.

Mittlerweile habe ich jedenfalls gefühlt alle Printmagazine zum Thema Fotografie durch und jede Zeitschrift zumindest einmal in der Hand gehabt. Ebenso im Bereich Blogs. Nur leider finde ich auch nach Jahren nichts, was mir so richtig zusagt. Ich will nicht nur fotografische Hochkunst sehen oder jeden Monat aufs neue Testberichte von neuen Kameras und Objektiven lesen bzw. überblättern. Ich will auch nicht, dass ständig das Bedürfnis geweckt wird, dass ich was neues brauche und ich mir noch mehr Equipment, Objektive und sowieso eine neue Kamera kaufen muss. Übrigens auch eine Sache, die mich an den meisten Fotovereinen und -stammtischen stört. Lasst die Technik doch endlich mal hinter euch und inspiriert euch kreativ, entwickelt euch weiter. Es ist einfach nicht so übermäßig wichtig, ab welcher Blende das Objektiv 100% scharf in alle Ecken und Kanten abbildet. Aber ich schweife ab.

Sind wir mal ehrlich und greifen wir in die Klischeekiste: Die meisten Fotografie-Magazine haben eine größtenteils männliche Zielgruppe und sind vermutlich deshalb stark technisch angehaucht. Jedenfalls fand ich nicht das, wonach ich gesucht habe. Ich will Inspiration und etwas dabei lernen. Tutorials zum Thema Bildbearbeitung, aber auch zu Fotoshootings. Wie plane ich die? Wie geht man ran? Was gilt es zu beachten? Was ist grade wichtig? Wo geht der Trend hin? Wie komme ich aus meinem Motivationstief und wo finde ich Inspiration und Ideen? Da ist so viel mehr möglich, als nur Testberichte von Hardware abzudrucken und weiterem technischem Schnickschnack.

Dann saß ich im vergangenem Jahr mit einem Freund, der zufällig in der Stadt war, zusammen beim Mittagessen und wir diskutierten zu diesem Thema. Scherzhaft meinte ich, dass die einzige Lösung, zu einem Magazin zu kommen, wie ich es gerne hätte, die ist, es selbst zu machen. Wir sponnen etwas weiter, dass man das auch mit Workshops verbinden könnte und Netzwerken und sowieso der Weltherrschaft. Das sollte eh immer eines der Ziele sein. Dennoch … ich nahm das mit nach Hause und dachte noch weiter darüber nach. Es ließ mich nicht los und ich merkte, wie sich der Gedanke zu einer Idee und weiter zu einem Projekt formte. Ich recherchierte, machte Pläne, dachte mir Dinge aus. Das Kind bekam relativ schnell einen Namen, da es jedoch wirklich eine persönliche Herzensangelegenheit war, sollte es auch ein schönes Gesicht bekomme. Also traf ich mich mit Pascal und zeigte ihm meine Logoentwürfe, fragte ihn um Rat und bat ihn, mir vielleicht was hübscheres zu gestalten. Das tat er und ich bin auch über ein Jahr später immer noch sehr glücklich und mega zufrieden mit dem Ergebnis. Wenn ihr jemals einen guten Designer braucht, der Marken versteht: hin da!

Mit dem Ende meines Urlaubes hatte ich dann alles zusammen: Name, Website, Logo. Die ganzen Fleißarbeiten waren somit erledigt, als mein normaler Arbeitsalltag wieder startete.
Knapp ein Jahr später ist leider nicht so viel passiert, wie ich mir das gedanklich und in meinen Spinnereien vorgestellt hatte. Ich wollte zum jetzigen Zeitpunkt bereits an einem ganz anderen Punkt mit dem Projekt stehen. Statt dessen dümpelt es so vor sich hin. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, die es bräuchte und verdient hat. Doch vor allem habe ich die Arbeit, die dahinter steckt, deutlich unterschätzt. Es ist das eine, ein persönliches, privates Blog zu führen, bei dem es darum geht, ein wenig etwas aus dem eigenen Alltag zu erzählen, Bilder von Reisen zu verbloggen und eine kleine Geschichte dazu zu schreiben. Es ist jedoch etwas deutlich anderes, wenn man regelmäßig neuen Content erstellen soll, der recherchiert ist, an den man auch einen Anspruch an wirklichen Mehrwert hat, weil man anderen etwas vermitteln möchte, sie unterstützen und inspirieren möchte in einem Thema, das man zwar sehr, sehr gerne mag, bei dem manchmal aber selbst der Überblick, die Expertise und die Inspiration fehlen. Testcharts von Objektiven und Kameras sind schnell gefunden und verbloggt. Aber das, was ich damit vermitteln möchte, braucht mehr Vorarbeit. Das ist nicht einfach eben so nebenher geschrieben und habe ich mir definitiv einfacher vorgestellt.

Nun sitze ich also ein Jahr später wieder hier, mein Geburtstagsurlaub geht zu Ende, es ist wieder nichts passiert. Ich mache mir so meine Gedanken über das kleine Herzensprojekt photocademy und frage mich, wie ich weitermachen soll. Ich möchte es nicht zu Grabe tragen, dafür ist es mir zu wichtig, dafür wünsche ich mir zu sehr, dass es funktioniert und irgendwann wirklich zum Leben erweckt wird und laufen lernt. Doch bis dahin ist es zu sehr auf mich angewiesen und ich denke darüber nach, wie ich das hinbekommen könnte. Vielleicht wäre es einfacher, wenn noch jemand da wäre, der mir einen kleinen Tritt in den Hintern verpassen könnte, jemand, der Ideen einbringt. Vielleicht ist mir das Projekt zu groß. Vielleicht fehlt mir aber auch einfach nur ein konkreteres Konzept und ein Plan sowie die Disziplin, das dann auch nachhaltig umzusetzen.

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Dieser Artikel hat 6 Kommentare

6
  1. Zuerst hab ich mal ein ganz lautes Jaaaa in mir gehört. Aus dem Herzen gesprochen! Tolle Idee!
    Und dann: schade.
    Ich glaube Dir gerne, dass das richtig viel Arbeit ist etc.
    Aber ich glaube auch., dass es einige Fotograf*innen hier draussen gibt, denen in der Männerwelt Fotografie etwas fehlt. (Mich zB ? -letztes Treffen meiner SW-AG: 30 Männer und ich…)
    Und ich hab gerade auf dem Porto-Photofestival ‚voluntiert‘ – von einer Frau veranstaltet (Anna Gunn) und mit einer weiblichen Künstlerin dass einem das Herz übergeht = Sara Lando.
    Eine andere Welt!

    Vielleicht kannst Du ja auch eins kleiner anfangen? Mit Gastbeiträgen? Und einem Team? Muss doch nicht gleich im perfekt-Modus starten?
    Vielleicht gibt es ja interessierte Frauen die wieder interessierte Frauen kennen?
    Liebe Grüße Katrin

    1. Oh wow. Ich danke dir für diesen Kommentar. Du hast vermutlich keine Ahnung, wie gut das tut und wie sehr mich das grade wieder motiviert.
      Wie auch geschrieben: ich will das Projekt nicht sterben lassen und wirklich unbedingt umsetzen. Mir fehlt nur der Plan, wie. Es sollte professionell und groß sein, aber ich denke, das ist genau der Punkt, der mich hemmt. Ich muss es kleiner und vielleicht auch erst einmal wieder persönlicher gestalten und dann sehen, was mit der Zeit draus wird.
      Ich danke dir! Wirklich.

  2. Da bin ich jetzt froh, dass ich geschrieben habe. Oft denke ich, dass wohl nicht jeder meinen Senf dazu braucht ?.
    Ich wäre sehr begeistert, wenn Du das angehen würdest – wie auch immer – und wenn ich Dich unterstützen kann, dann GERNE!
    Liebe Grüße Katrin

  3. Mir ist gerade dieser Beitrag zugefallen. Einfach so obwohl ich nicht danach gesucht habe.
    Ich finde die Idee auch toll. Oft stehe ich vorm Zeitungsregal suche und lege alles zur Fotografie wieder zurück. Zuviel Technik, Kaufempfehlungen, oft einfach Motive die für mich gar nicht in Frage kommen. Zu wenig wieviel Geduld frau beim Einfangen des richtigen Lichts braucht, zu wenig worauf man achten soll. Zu professionell der Sonnenuntergang in Asien statt den Blümchen am Wegesrand. Eisblumen die ich nur einmal im Jahr finde usw. Statt zu inspirieren und motivieren finde ich die meisten Magazine frustrierend. Das was dir vorschwebt klingt inspirierend. Bitte bleib dran, vielleicht mit Gastautoren als Unterstützung. Ich wünsche dir die richtigen Ideen und genügend Durchhaltevermögen. Ich würde es kaufen.
    Liebe Grüße und Alles Gute für das neue Jahr
    Heike

    1. Danke, liebe Heike. In der Tat sind es Kommentare wie diese, die mich wiederum motivieren, mich doch nochmal hinzusetzen und ordentlich zu planen und zu konzipieren.
      Da kommt was.

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