Ich habe mir aus der Bibliothek ein Buch ausgeliehen.
Und diese harten Fakten fand ich festhaltenswert.
Im Dezember 2001 sagte Jürgen Baumert, wissenschaftlicher Leiter der ersten PISA-Studie in Deutschland: „Die Chancen eines Arbeiterkindes, anstelle der Realschule ein Gymnasium zu besuchen, sind viermal geringer als die eines Kindes aus der Oberschicht.“ Im September 2002 meldet der Spiegel: „Von den 32 untersuchten Nationen ist in keiner der Abstand zwischen der Leistung von Schülern aus privilegierten Familien und solchen aus unseren sozialen Schichten derart groß wie in Deutschland: Platz 32.“
Im April 2003 stand in der Zeit: „Je früher die Auslese, je hierarchischer die Schulstruktur, desto stärker schlägt sich die soziale Herkunft eines Schülers auf seine Leistung nieder.“Im September 2004 sagte der Eliteforscher Michael Hartmann über die Auswahlgespräche an den Universitäten: „Bewerber aus bürgerlichen Familien werden gegenüber Arbeiterkindern eindeutig bevorzugt.“ Im Oktober 2004 schrieb Jochen Schweitzer, damals Vertreter der Kultusministerkonferenz in den PISA-Gremien: „Die Schüler aus den unteren Sozialschichten werden vierfach bestraft: durch ihre Herkunft, durch die ungerechte Selektion am Ende der Grundschule, durch die ungünstigen Lernbedingungen der Hauptschule und schließlich durch die geringsten Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“ Im November 2005 hieß es, nachdem eine neue PISA-Studie veröffentlicht worden war, in der Zeit: „Die soziale Ungerechtigkeit ist tatsächlich die klaffende Wunde unserer Schulsystems. Das hat die erste PISA-Studie klar belegt.“ Im März 2007 appellierte UN-Berichterstatter Vernor Muñoz nach seiner Inspektionsreise durch deutsche Schulen vor dem „Rat für Menschenrechte“ an die Bundesregierung, „das mehrgliedrige Schulsystem, das sehr selektiv und sicher auch diskriminierend ist, noch einmal zu bedenken.“ Im September 2007 stellte OECD-Generalsekretär Angel Gurría den internationalen Vergleichsbericht Bildung auf einen Blick vor und kritisierte die Abhängigkeit der Bildungschancen von der sozialen Herkunft und die frühe Selektion im deutschen Schulsystem. Und was ging wohl aus der jüngsten der drei PISA-Studien hervor? Dass plötzlich Chancengleichheit und Gerechtigkeit ausgebrochen ist?
Quelle: Bruno Preisendörfer: Das Bildungsprivileg – Warum Chancengleichheit unerwünscht ist