Die Ereignisse haben sich in den letzten Tagen etwas überschlagen: Zugverspätung, Videodreh, Hochzeit am Meer und ein spontaner Einsatz als Assistenz bei einem Fotoshoot führten dazu, dass ich bisher nicht wirklich eine ruhige Minute hatte. Was wiederum dazu führte, dass ich erst jetzt meine Erlebnisse und Gedanken zur photokina zu Papier bringen kann. Dann legen wir mal los.

Zwei Tage hatte ich mir in diesem Jahr gegönnt, um alles in Ruhe erledigen zu können und nicht gehetzt über die Messe laufen zu müssen. Auch wenn der erste Tag deutlich anders als geplant verlief, war das gut. Eben weil ich den ersten Tag deutlich anders verlaufen lassen konnte.

Der Eröffnungstag der photokina – Tag 1

Am frühen Mittwoch Morgen ging es raus aus den Federn und rein in den Zug nach Köln. Leider fuhr dieser auf dem Weg ein wenig Verspätung ein, sodass ich erst gegen Mittag bei der koelnmesse eintraf. Das hatte zwar den Vorteil, dass mir lange Schlangen am Eingang erspart blieben, aber auch den Nachteil, dass ich zum Vortrag von Thomas zu Tamron durch die Hallen eilen musste, um noch pünktlich zu sein. Ausnahmsweise verlief ich mich nicht (das holte ich jedoch am zweiten Tag ausführlich nach) und fand direkt die Tamron-Bühne und Thomas davor. Es war so schön, ihn nach so langer Zeit endlich mal wieder zu sehen. Jemand aus der guten alten Fotozeit. Wenn ich mich an Karlsruhe zurückerinnere, fehlt mir echt nicht viel, aber Lichtwert und meine Lieblingsmenschen aus dem Fotoverein, die vermisse ich schon sehr und tatsächlich hatte ich auch ein wenig nostalgisches Heimweh.

Jedenfalls war der Einstieg schon sehr gut. Thomas referierte und workshoppte zum Thema Kreative Studiofotografie und zeigte auf der Bühne, wie man vermeintlichen Müll sehr gut bei Portraits vor dem Objektiv in Szene setzen kann, wenn man ein paar kleine Dinge beachtet:

  • Als Gegenstand eignen sich Perlenketten, durchsichtige Plastikbecher oder sonstiges durchsichtiges Plastik.
  • Nicht einfach so vor das Objektiv halten, denn dann werden die Bereiche schwarz – langweilig. Lieber weiteres Licht aufbauen und dabei darauf achten, dass dieses in das Objektiv fällt. Ein Gegenlicht also.
  • Der Gegenstand, den ich nun vor das Objektiv halte, sollte auf der Seite gehalten werden, von der auch das Licht kommt.

Danach folgte Philip Ruopp mit Tipps für die Reisefotografie. Da konnte ich jedoch nur den ersten Teil mitnehmen, da ich mich an Thomas hängte und seinen Workshop auf dem Olympus Perspective Playground mitnahm. Dort verbrachte ich im Prinzip auch den kompletten Nachmittag meines ersten Tages. Ich testete im Rahmen des Workshops mal wieder die OM-D E-M1 Mark II und bekam von Thomas das relativ neue 45mm 1.2 Objektiv. Wow. Was für ein Bokeh.

Die Kamera macht eh Spaß, aber mit dem Objektiv ist nun auch meine Leidenschaft zur Tiefenunschärfe aufs Neue entflammt. Ist ja bald Weihnachten, ne?

Olympus OM-D E-M1 Mark II mit dem M ZUIKO 45/1.2 – eine wunderbare Kombination

Das Gute am Playground ist auch immer, dass man noch einmal mehr über die Olympus-Kameras erfährt und dumme Fragen stellen kann. So wusste ich beispielsweise bisher noch nicht, dass es den Pro Capture Mode gibt, geschweige denn, was das genau bedeutet. Auf dem Playground konnte ich das jedoch in Erfahrung bringen und war begeistert. Vor allem, da ich selbst einstellen kann, wie viele Bilder bei halbem Durchdrücken des Auslösers schon vorab gespeichert werden sollen. Wie oft hat man dann nämlich doch den Moment verpasst (auch mit Serienbildern)?

Und ich habe auch endlich Live Composite verstanden. Da es jetzt wieder früher dunkel wird, werde ich das direkt in den nächsten Tagen mal weiter austesten. Ein neues Stativ habe ich ja schon bestellt, aber dazu später mehr.

Gegen Ende des ersten Tages hat es dann sogar noch geklappt, dass ich Felix traf. Eigentlich waren wir auf der Plaza zwischen den Hallen verabredet. Dort eilte ich auch hin – fand aber nicht aus dem Gebäude raus und verirrte mich wieder zwischen den Hallen. Denn wie immer machte mir mein fehlender Orientierungssinn einen Strich durch die Rechnung. Glücklicherweise fiel mir noch ein, dass es einen Vortrag zum Thema Streetfotografie bei Tamron geben soll. Diesen Stand würde ich finden, also schlug ich das kurzerhand vor und Felix war einverstanden. Danach fanden wir gemeinsam hinaus auf die Plaza und an die frische Luft zu einem Kaltgetränk und einem guten Gespräch. Schön war’s.

Danach wollte ich eigentlich noch schnell meine Kamera vom Check&Clean bei Olympus holen – verlief mich aber natürlich wieder. Also ging ich zum Ausgang, holte grade noch so rechtzeitig meinen Koffer bei der Garderobe ab und machte mich auf den Weg zu meiner Airbnb-Unterkunft.

Live Composite Olympus OM-D E-M 1 Mark II

Alle Hallen erforschen & Vorträge mitnehmen – Tag 2

Zum zweiten Tag machte ich mich pünktlich auf den Weg. Unterwegs noch kurz beim Bäcker Kaffee und Frühstück besorgt und an der Haltestelle beim Warten auf die Bahn in Ruhe gefrühstückt und den Kaffee nach einer viel zu kurzen Nacht genossen.

Am Eingang angekommen zeigte sich auch: Später kommen ist gar nicht so schlimm. Denn diesmal musste ich überall anstehen. Bei der Kontrolle. Bei der Garderobe. Und zuletzt auch beim Ticketscanner. Aber nun konnte er endlich losgehen, mein Streifzug über die Messe.

Die photokina ist deutlich kleiner geworden. Viele Hallen fehlen und somit sind die Aussteller ziemlich easy innerhalb eines Tages abzuklappern, was für mich gut war, da ich am ersten Tag ja doch nicht so viel mitgenommen habe, wie eigentlich gedacht.

Aber auch der zweite Tag stand ganz im Zeichen von Vorträgen und Bekannte endlich mal wieder treffen. Thomas lief mir tatsächlich noch einige Male über den Weg und Stefan habe ich auch für einen kurzen Plausch getroffen.

Irgendwie geht es darum auch bei der photokina für mich. Welche Neuheiten es gibt, bekommt man eh meist vorab schon mit. Ehrlich gesagt hat mich das alles nicht sonderlich interessiert, weil ich nicht wirklich bereit für einen Systemwechsel bin. Manchmal ist es gut, dass man alle Hersteller auf einem Haufen hat und somit die Möglichkeit, die Kameras kurz zu testen (wenn man Lust hat, sich in die langen Warteschlangen einzureihen). Oft nutze ich das jedoch nicht.

Vielmehr inspirieren mich die Vorträge auf den diversen Bühnen oder eben der Austausch mit Gleichgesinnten. Da kann man schon einiges für sich mitnehmen oder sich eben auch einfach nur miteinander vernetzen, mal ins Gespräch kommen. Der Person, die man sonst nur über Social Media kennt, doch mal die Hand schütteln oder in 3D sehen.

Was ich jedoch komplett verdrängt habe, ist das Rudelschießen vor den Bühnen, auf denen es Models gibt und dass es Menschen gibt, die ihre komplette Fotoausrüstung samt aufgebautem Stativ durch die Hallen schleppen. Warum? Ich verstehe es nicht.

Durch Dennis bin ich erstmals auf Hannah aufmerksam geworden und habe direkt ihren Vortrag bei Sigma mitgenommen. Der Anfang gefiel mir nicht besonders und wäre ich nicht in der ersten Reihe gesessen, hätte ich die Session wohl frühzeitig verlassen. Glücklicherweise tat ich das aber nicht, denn es wurde wirklich noch richtig gut, holte mich total ab. Teilweise wurde das sogar emotional, so dass ich dann doch möglicherweise ein Tränchen verdrücken musste.

Was gab’s denn bei den Ausstellern zu sehen?

Für Lightroom kam das Loupedeck in einer neuen Version heraus, die man vor Ort testen konnte. Schon irgendwie ein tolles Teil, das den Workflow und die Bildbearbeitung in Lightroom deutlich vereinfacht. Ich kann mir ja die Shortcuts nie merken. Beobachte ich mal weiter.

Gearflix kennt mancher sicher aus Die Höhle der Löwen. Ich finde es immer noch erstaunlich, welch günstigen Preise die aufrufen, um Kameras und Equipment zu leihen. Außerdem sehr sympathisch. Auch auf der photokina konnte man sich Equipment für 30 Minuten kostenlos ausleihen.

Über die letzten Jahre kam dann doch wieder einiges an Kameraequipment bei mir zusammen, so dass in meiner kleinen Sirui-Tasche allmählich der Platz ausgeht. Also nutzte ich die Gelegenheit, mir ein paar Taschen näher anzuschauen. Immer hoch im Rennen sind die Taschen von ONA Bags. Auch ich hatte da zwei Taschen ins Auge gefasst: Prince Street und Brixton. Supertolle Taschen, keine Frage. Ich hätte sie wirklich sehr gerne. Allerdings schreckt mich der Preis immer wieder ab. Daran hat sich nun auch nichts geändert, nachdem ich beide wirklich in der Hand hatte. Schade.

Auf meinem Streifzug kam ich dann noch bei Cullmann vorbei. Bisher für mich nicht unbedingt für hübsche Taschen bekannt, aber sie bringen da was neues auf den Markt. Ich habe mir zwei Taschen genauer angeschaut: Die BristolMaxima 333 oder Bistol Daypack 600+ und die Malaga 200. Letztere kann als Rucksack und Umhängetasche getragen werden. Leider findet man zu beiden nichts auf der Webseite und kann sie auch noch nirgends bestellen. Sehr eigenartig, denn in der Pressemitteilung steht, dass die Taschen ab dem 3. Quartal 2018 im Handel erhältlich sind. Mal sehen, ob da in den nächsten Wochen noch etwas passiert. Bei Notebookcheck gibt es immerhin ein paar Infos zu den Preisen und Bilder der Bristol 333 und der Malaga.

Zu guter Letzt habe ich mich dann auch noch bei Rollei rumgetrieben. In diversen Facebook Foto-Gruppen wurde das Traveler No. 1 aus Carbon (Amazon PartnerLink) immer mal wieder als gutes Reisestativ erwähnt und irgendwie konnte ich es nicht so recht glauben, dass das so leicht, klein und stabil sein soll für den günstigen Preis. Also wollte ich mir das mal anschauen und war direkt überzeugt. Das Stativ ist der Hammer. In der Tat habe ich es mir danach bestellt und es wartet nun darauf, genutzt zu werden.

Und was war auf den Bühnen los?

Am zweiten Tag stand glücklicherweise Philipp Ruopp nochmal bei Tamron auf der Bühne. Also nahm ich den Vortrag und seine 7 Reisefotografietipps mit. Kurz zusammengefasst sind es folgende:

  1. Content is King: Überleg dir, was du fotografieren willst und halte das ein. Sonst geht das Dauerfeuer los und du setzt dich überhaupt nicht mehr mit den Motiven auseinander.
  2. Zu Fuß geht mehr: U-Bahn ist auch mal ok. Aber im Taxi fährst du möglicherweise einfach an den guten Motiven vorbei. Ich mach das auf Reisen eh schon seit langer Zeit. Einfach auch mal in der Stadt verirren und durch die Seitenstraßen gehen. Es gibt überall viel zu entdecken.
  3. Schlechtes Wetter ist super (und bringt Pfützen und somit Spiegelungen mit sich)
  4. Auch mal früher aufstehen, dann ist weniger los
  5. Personen im Bild verbessern möglicherweise dein Storytelling
  6. Bleib länger an beliebten Fotospots, denn dann sind alle anderen weg.
  7. Längere Belichtungen können auch aus der Hand funktionieren: Serienbildfunktion einschalten. Die Bilder in der Mitte sind meist ganz brauchbar.

Hannah brachte beim Thema Hochzeitsfotografie auf, dass man durchaus auch mal abblenden sollte. Offenblendig fotografieren ist einfach und hat noch nichts mit eigenem Stil zu tun. Abgeblendet entstehen nochmal neue Möglichkeiten fürs Storytelling. Einfach mal ausprobieren.

Und zu guter letzt sah ich noch Nina bei Jinbei, die erklärte, warum sie Dauerlicht statt Blitze einsetzt (damit sie die Blende weiter öffnen kann, ohne zu viel Licht zu haben) und dass sie eine Softbox für Portraits einsetzt, die eher weiblich und romantisch wirken sollen. Sollen die Bilder verrucht und etwas kontrastiger wirken, kommt der Beauty Dish zum Einsatz. Oft sogar mit Wabe, um das Licht noch stärker zu bündeln.

Mein allerletzter Programmpunkt, bevor ich mich auf den Weg zum Zug nach Hamburg machen wollte, sollten die Roamers bei Olympus sein. Der vorherige Vortrag über Filmen mit Olympus ging aber etwas länger und so konnte ich davon noch etwas mitnehmen. Während der Umbauphase prüfte ich kurz, ob mein Zug denn pünktlich unterwegs sei – und musste leider feststellen, dass mein Anschlusszug eine Stunde Verspätung hatte.

Eine Heimreise mit Umwegen

Auf nach Köln!

Eine Stunde in Hannover warten brauchte ich wirklich nicht. Also sprang ich auf und rannte durch die Hallen in der Hoffnung, noch einen anderen Zug zu erwischen und früher in Hamburg anzukommen.

Am Ausgang fand ich aber erst mein Ticket für meinen Koffer nicht. Also hieß es suchen. Glücklicherweise fand ich den Zettel doch noch und sprintete schweißgebadet los. Ab in die Bahn und auf zum Bahnhof. 5 Minuten hatte ich zum Umsteigen in einen EC. Allerdings hatte ich mega Hunger und weder was zu Essen noch etwas zu Trinken in meiner Tasche. Was also tun?

Eine Stunde Aufenthalt in Hannover und erst gegen 23 Uhr in Hamburg ankommen, dafür aber mit Essen und Trinken versorgt? Oder ohne Essen und Trinken 4 Stunden EC fahren und gegen 21.30 Uhr in Hamburg ankommen?

Ich entschied mich für letzteres. Rannte also schnell zum Gleis und siehe da: 5 Minuten Verspätung. Also wieder runter, zum Bäcker, Wasser und ein Pizzastückchen geordert. Dass letzteres aber auf den Grill kam, das hatte ich nicht einkalkuliert – und wurde wieder nervöser. Hörte einen Zug einfahren. Und dachte mir: Dann soll es halt nicht sein. In dem Moment bekam ich das heiße Pizzastück in die Hand und rannte direkt wieder die Treppe hoch. EC noch nicht da. Puh. Fuhr weniger Sekunden danach aber ein. Reingesprungen. Platz bekommen. Was war ich froh.

Außerdem auch alles richtig gemacht: Mein ursprünglich gebuchter Zug hatte tatsächlich über eine Stunde Verspätung und ich wäre dann erst kurz vor 24 Uhr in Hamburg angekommen. Was ein Krimi ey.

Und nun? Ein Fazit oder sowas

Michael Poliza bei Olympus

Ja, das war ganz schön schön und hat mich bestärkt: Das will ich auch endlich wieder in meinem Leben haben. Mehr davon!

Das Fotografieren ist bei mir in den vergangenen Jahren immer weniger geworden. Dafür blühe ich jedoch bei Reisen meist besonders auf und klebe an meiner Kamera. Jedes Mal tut mir das so unfassbar gut. Nicht nur, weil ich weg vom Alltagstrubel in einem neuen Land an einem fremden Ort bin, sondern vor allem, weil ich die Welt wieder durch den kleinen Sucher erblicke und die Eindrücke und Momente, die ich festhalte, selbst gestalten kann. Vermehrt merke ich, dass mir das in meinem Leben fehlt und ich wieder mehr davon integrieren möchte.

Ja, Projektmanagement macht mir Spaß. Aber noch mehr Spaß macht es mir, mit Menschen zu arbeiten, ihnen etwas zurückzugeben oder sie an meinem Wissen teilhaben zu lassen, gemeinsam mit ihnen etwas umzusetzen.

Daher bedeutet der Besuch der photokina für mich auch, etwas in meinem Arbeitsleben zu ändern und eine andere Richtung beziehungsweise Ergänzung des derzeitigen Weges einzuschlagen.

Ganz im Sinne von spread the word: Ich werde wieder mehr professionell fotografieren und endlich die seit Jahren im Hinterkopf heranreifende Idee in Angriff nehmen, Workshops und weiteres anzubieten, um anderen zu helfen, ihre Leidenschaft weiterzuentwickeln und die Basics dahinter zu lernen. Ich denke, es ist ein ganz guter Zeitpunkt dafür, Dinge zu ändern. Und wenn man eh schon wirklich lange darüber nachdenkt, sollte man es auch irgendwann mal starten, oder komplett sein lassen. Und ich bin definitiv für starten.

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