Hannover
photo credit: Gregorius Mundus

Ich habe schon viel von Hannover gehört. Viel schlechtes. Demnach waren meine Erwartungen gering. Aber da ich gestern dorthin gerufen wurde, machte ich mich auf den Weg vom warmen Karlsruhe ins doch kältere niedersächsische Hannover.

Wider Erwarten habe ich an dieser Stelle nur Gutes von der Bahn zu berichten. Die Züge fuhren pünktlich, ich hatte keinen Stress und habe alle Anschlusszüge bekommen. Danke dafür.

In Hannover selbst fand ich sofort meine Stadtbahn, mit der ich in Richtung großer Firma mit drei Buchstaben fahren musste. Ich habe mich sogar selbst übertroffen, indem ich auf Anhieb in die richtige Bahn und noch dazu in die richtige Richtung einstieg. Es konnte also nicht mehr viel schief gehen.

Das riesige Gebäude, in welches ich gerufen wurde, fand ich auch auf Anhieb (GPS und GoogleMaps sei Dank) und konnte mich vor dem Termin noch ein wenig sortieren. Lies: Haare kämmen, Kleidung etwas richten, tief durchatmen.
Und dann ging es auch schon los.

Die Eingangshalle war beeindruckend. Der Empfang riesig. Dann ging es mit einem von insgesamt acht Aufzügen in den 4. Stock. Dort wurde ich freundlich empfangen und in das entsprechende Büro begleitet, in dem schon zwei Damen auf mich warteten.

Es war ein gutes Gespräch. Eins, in dem ich mich sehr wohl fühlte. Die beschriebenen Tätigkeiten reizen mich. Alles sehr professionell. Offen. Kommunikativ. Nett.
Flache Hierarchien. Eine angenehme Unternehmenskultur.
Eine Fluktuation, die so niedrig ist, dass man sie kaum aussprechen kann. Sozialleistungen, die besser, als der Durchschnitt sind. Alles in allem ein Unternehmen, für das ich gerne arbeiten würde. So wie viele andere auch.
Zu diesem Zeitpunkt gab es allerdings zwei Knackpunkt:

    1. Derzeit gibt es keine Stellen. Es wird bis zum 1.1.2011 evtl. Stellen geben, aber das liegt an andere Mitarbeitern und lässt sich nicht beeinflussen (lange Geschichte, aber in Kurz: Unternehmen A hat Unternehmen B aufgekauft. Gewisse Unternehmensbereiche doppeln und verdreifen sich nun seit einiger Zeit in untersch. Städten. Das soll bis zum 1.1.2011 aufgehoben werden und alles Wichtige soll zentral nach Hannover kommen. Sprich die betroffenen Mitarbeiter müssen sich entscheiden, ob sie aus den anderen Städten nach Hannover wollen.)
    Worst-Case-Szenario: Ich erfahre am 1.1.2011, dass alle Mitarbeiter mitgekommen sind und sich somit keine Stelle ergibt.

    2. Es ist Hannover, ne?

Wiedemauchsei. Es waren gute 1,5 Stunden, die wir da so zusammen saßen. Lachten. Uns unterhielten. Es war ein gegenseitiges Abchecken, ob wir im Falle eines Falles zusammenpassen könnten. Von meiner Seite aus schmeiße ich ein klares und lautes ja in den Raum. Absolut.
Schlussworte waren, dass man in Kontakt bleiben wird. Und dass der Bereich, in dem ich gerne eingesetzt werden würde nicht so groß sei. Da kenne man die Personen. Und die könnte man gegebenfalls auch einfach mal ansprechen, wie da denn so die Tendenz gegenüber Hannover sei.

Somit ging ich mit zwei guten Zeichen aus diesem Gespräch heraus. Erstens lud man mich zu einem persönlichen Gespräch ein, und nicht wie ich erwartete zu einem Telefoninterview. Bedeutet, dass dieses Unternehmen durch meine Anreise, für die es die Kosten zu übernehmen hat, schon Geld in mich investierte.
Und zweitens gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass da eine Entscheidung schon früher getroffen werden könnte.
Versprechen konnte und wollte man mir an dieser Stelle verständlicherweise nichts.

Problem eins könne man in den Griff bekommen.
Blieb aber noch das Hässliches-Hannover-Problem. Müss’n wa mal schau’n.

Pünktlich zu Beendigung des Gesprächs traf auch schon meine Mitfahrgelegenheit und gute Bekannte ein. Sie fuhr mich ein wenig durch Hannover und zeigte mir die zentralen „Sehenswürdigkeiten“. NORD/LB-Gebäude. Das neue Rathaus. Maschpark. Maschsee. Sprengel-Museum. Und dann kam eine erste Begeisterung auf.
Hallo? Das Wetter in Hannover ist scheiße. Gut. 340 Tage im Jahr regnet es. An 20 Tagen ist es bewölkt und an 5 Tagen scheint die Sonne. Aber dass diese Stadt so grün ist, hätte mir mal jemand sagen können.
Ja, ich gebe es zu, mein Herz machte einen leisen Luftsprung.

Nach dieser Sightseeing-in-five-minutes-Tour gönnten wir uns einen leckeren Latte Macchiato am Bahnhof. In einer Lokalität, bei der ich beim Betreten dachte: Ach herrje, glücklicherweise habe ich gestern noch Geld abgehoben! Falsch gedacht. Die Preise waren absolut normal und nicht erhöht. Doch die Location an sich war fantastisch. Sehr schön.

So, lieber zukünftiger hoffentlich Arbeitgeber, nach dem ganzen Tag könnte ich mich wirklich damit abfinden, in Hannover meinen Berufseinstieg zu finden. Ich mag dich nämlich, liebes Unternehmen. Und die Stadt, die könnte ich auch liebhaben lernen.
Ich würde mich also freuen, wenn wir uns in Bälde wiedersehen könnten werden wollen.

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Dieser Artikel hat 8 Kommentare

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  1. Ach, Hannover ist unterbewertet, find ich. Lieber Hannover als Köln, nicht!? 😛 Vor allem hat Hannover schöne Altbauwohnungen zu bezahlbaren Preisen und die Nähe zu Hamburg find ich auch nicht unattraktiv. Grundsätzlich könnte ich mich auch mit der Stadt anfreunden, zumal man dort deutsch spricht. 😛 Und ich glaube, ich weiß, in welchem Café am Bhf du warst. *g*
    Ansonsten drück ich dir die Daumen, dass sich da eventuell was ergibt. Würde mich freuen. 🙂

    1. Geh mir weg mit Köln. 😉
      Mit Hannoveranern selbst hatte ich jetzt herzlich wenig zu tun. Müss’mer mal schaun. Jedenfalls könnte ich es mir wirklich gut vorstellen. Da ist kein bisschen Bauchschmerz dabei und das soll was heißen.

  2. Also mal ganz ehrlich, so schlimm ist Hannover nu wirklich nicht! Ich fahre jedes Mal wieder gerne hin. Und vor allem kannst du dich spätestens im Dezember auf einen wunderschönen Weihnachtsmarkt freuen!
    Und Annes Argument mit der guten deutschen Sprache unterstütze ich natürlich auch sehr aktiv!

    1. Nichts anderes wollte ich mit meinem Eintrag zum Ausdruck bringen. 🙂
      Ich bin positiv überrascht und finde Hannover auf den ersten Blick wirklich ganz schön und könnte es mir wie gesagt auch vorstellen dort zu leben.

  3. Ich weiß gar nicht, warum alle Welt immer auf Hannover rumhackt. Ich habe wesentliche Teile meiner Jungend vor den Toren Hannovers verbracht und manchmal komme ich auch heute noch in meine alte Heimat. Hannover wird wie hier shcon erwähnt, völlig unterbewertet. Sicher, es ist keine Metropole wie Berlin, München, Hamburg oder auch Köln. Aber Flair hat es trotzdem. Und mich würde doch mal interessieren, in welchem Cafe Du warst 🙂

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