Ich denke in letzter Zeit oft an meine frühe Internetzeit zurück. An lange Livejournal-Nächte, an das Tagebuch schreiben mit Freunden, an die Leichtigkeit, mit der ich damals Gedanken ins Internet geschrieben habe. Irgendwann nach dem Abitur, mitten in irgendeiner späten Nacht, habe ich zum x-ten Mal WordPress installiert — und plötzlich blieb ein Blog. Mein Blog. Dieser Blog.

Ich vermisse diese Zeit sehr. Sie fühlt sich heute an wie ein warmer Rückzugsort. Leicht, unaufgeregt, irgendwie geborgen. Einfach bloggen, ohne darüber nachzudenken, wie es ankommt, wer es finden könnte oder ob es jemand „liken“ würde. SEO war kein Thema. Reichweite war kein Ziel. Und doch war da dieses kleine, freudige Aufleuchten, wenn sich jemand verirrte, las, kommentierte.
Nach und nach fand man andere Blogs, entstanden Gemeinschaften, kleine Inseln im Netz, auf denen man teilte, was einen beschäftigte. Man kommentierte gegenseitig, wurde ein Stück weit Teil im Leben anderer. Und ich vermisse genau das: dieses kleine, unperfekte Miteinander.

Später wurde alles professioneller. Blogs wirkten plötzlich sperrig, Instagram war dagegen leicht und alles hat sich allmählich dahin verschoben: ein Foto, ein Filter drüber (es gab nur wenige, daher musste man sich damit nicht lange aufhalten), ein paar Worte und fertig. Ein kleines visuelles Tagebuch. Ein Austausch, der direkt passierte. Keine Hashtags, keine Storys, keine Strategie. Einfach Alltag im Quadratformat. Es gab keine Business-Accounts, die dir was verkaufen wollten, oder Influencer, die Content produzieren müssen, um ihre Reichweite und somit die Preise für die Kooperationspartner hoch zu halten.

Vieles ist durchprofessionalisiert, glatt, auf Reichweite optimiert. Und Texte gehen fast unter — es wird geswipt, geliked, weiter.
Ich gönne jedem den Erfolg, wirklich. Aber meine kleine Gemeinschaft von früher … sie fehlt mir. Die digitalen Räume, in denen man einfach war und schrieb und sich gegenseitig auffing.

Ich merke aber auch, wie mich mein Perfektionsdenken bremst. Es schützt mich, klar — davor, bewertet oder missverstanden zu werden, davor, etwas zu teilen, das jemand seltsam findet.
Aber gleichzeitig hindert es mich daran, genau das wieder zu erleben, wonach ich mich sehne: ein Schreiben, das sich befreiend anfühlt. Ein Ort, der leicht ist. Eine kleine Gemeinschaft, die sich warm und vertraut anfühlt, selbst wenn man sich nie begegnet ist.

Ich hab dem Internet, Blogs und dem Twitter von früher sehr viel zu verdanken (an anderer Stelle dazu vielleicht mal mehr) und irgendwie mag ich das wieder zurück.

Und dann kommt allmählich der Gedanke zutage, dass ich vielleicht aufhören sollte, zu jammern und sentimental zu sein, und einfach ins Tun kommen darf. Kein Vorsatz, eher ein leises Ziel: weniger konsumieren, mehr produzieren. Und die Erkenntnis: Wenn ich mir etwas anders wünsche, kann ich direkt bei mir anfangen. Vielleicht bin ich der erste kleine Kieselstein, der Dinge ins Rollen bringt. Und wenn wir dem Gesetz der Anziehung auch nur ein bisschen Glauben schenken wollen, dann ziehe ich dadurch vielleicht genau das an, was ich mir wünsche.

Let’s try this!
Und ein kleiner Spoiler: Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Reise nicht hier los- bzw. weitergeht, sondern an anderer Stelle fortgesetzt wird.
Vielleicht begegnen wir uns dort wieder?

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Dieser Artikel hat 7 Kommentare

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    1. Sagen wir mal, es gibt Pläne. Vielleicht bin ich hier raus gewachsen und es ist Zeit für eine neue Homebase. Mal sehen. Vielleicht sag ich’s, vielleicht auch nicht. Da bin ich noch sehr unschlüssig.

  1. Welcome back in der Blog’o’sphäre, bei den entspannten Menschen mit analogen Kameras, Schallplattenspieler und VHS Recordern. 😉 Nein, so ein Blog ist nicht “altbacken” sondern sehr modern. Weil 100% unabhängig und eigenbestimmt!
    Daher freue ich mich über jedes Sandkorn das du hier auf deinem Weg verstreust und versuche in guter alter Tradition auch zu kommentieren.
    Freu’ mich wirklich, wenn du hier wieder aktiv wirst!

    1. Oha, hier ist noch jemand? Das freut mich ja sehr. 🙂
      Was du sagst: Inhalte liegen bei einem selbst, man ist unabhängig von jeglichem Algorithmus und Trend und kann einfach sein Ding machen. Ich weiß noch, wie das früher™ immer wieder gepredigt wurde: „Macht Social Media, aber bleibt bei euren Websiten. Das kann euch niemand nehmen.“ und nun hängen sie alle bei Instagram und wenn die entscheiden: „Machen wir nicht mehr.“, ist alles weg. Das wird lustig.

      Danke für deinen Kommentar. Auch wenn man’s ja doch für sich macht motiviert ist ein wenig mehr, wenn man weiß, das liest auch jemand und sagt was dazu.

  2. Hey, du bist bei mir noch im Feedreader (ja, ich nutze immer noch RSS) und es hat mich gefreut dich zu lesen. Ich mache mir diese Gedanken des Öfteren… „das Schreiben, das sich befreiend anfühlt“, und halt auch das Posten ohne gross zu hinterfragen, es fehlt mir auch. Vielleicht mache ich es dir nach, sobald ich etwas Schlaf nachgeholt habe. Danke dafür 🙂

    1. Hi und wie schön, dass du da bist. 🙂
      Witzig, dass du es ansprichst. Feedreader ist auch so ein Thema, mit dem ich mich grade beschäftige. Was nutzt man denn so? Hast du eine Empfehlung? Offensichtlich öffnest du den ja noch. Das ist schön.

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