Irgendwann vor Jahren kaufte ich meine erste NEON. Damals war ich wohl noch zu jung und verstand das alles nicht wirklich.
Einige Jahre später -ich hatte damals ein einwöchiges Praktikum bei einer Agentur in Heidelberg- kaufte ich mir wieder eine Ausgabe. Am Bahnhof. Zur Unterhaltung auf der Rückfahrt. Diesmal verstand ich mehr und fand sie auch besser.
Nach dem ganzen BRAVO-Wahn abonnierte ich die NEON dann im Jahre 2005. Ein und ein halbes weiteres Jahr lang. Das war der erste Fehler. Die Artikel wiederholten sich allmählich. Und der anfänglich angenehm unterhaltsame Zynismus und Sarkasmus diverser Artikel wurde einfach nur noch langweilig und unlustig. Das Abo kündigte ich. Seitdem gibt’s in meinem Hause keine wirkliche Zeitschrift mehr.
Eine Weile gab’s die Cosmopolitan, die mir allmählich auch zu dumm war. Dann wagte ich mich mit einem Kurzzeitabo inkl. 1GB-USB-Stick an die Vanity Fair. Auch das blieb von kurzer Dauer. Wöchentlich erscheinende Zeitschriften: Anstrengend.
Nach einer gefühlten Ewigkeit rang ich mich dann wieder dazu durch: Die Vanity Fair, die soll’s werden. 5 Ausgaben später wurde diese zarte, frische Liebe zerstört. Die Produktion der deutschen Vanity Fair eingestellt. Ich bin bis heute not amused darüber. Und schwelge nach wie vor in Erinnerungen. Wo ich hingehe, eine alte Ausgabe fällt mir immer wieder in die Hände. Und ich trauere. Und trauere. Es kam schon der Gedanke auf, einen offenen Brief zu schreiben, doch wenigstens für mich weiter zu produzieren. Oder dem ein oder anderen Deutschen die Erkenntnis ermöglichen, dass diese Zeitschrift gekauft und gelesen werden muss. Hätte man mich nicht einmal früher fragen können? Wie war das nochmal mit den Stadien des Trauerprozesses?
Wiedemauchsei. Wieder zurück zum eigentlichem Thema.
Gestern war es wieder so weit. Der Gang in den Zeitschriftenladen auf dem Weg zum Referatsseminar. Eine Unterhaltungslektüre musste her. Ich versuchte es nach einiger Zeit wieder mit der Juli-Ausgabe der NEON.
Nichtsahnend blätterte ich die Ausgabe durch, las hier und da ein paar Zeilen und blätterte weiter. Bis Seite 130. Die gewohnte Rubrik „A BIS Z“. Diesmal im Angebot: Michael Jackson. Gut, dachte ich, ein Tribute und so. Dann las ich den ersten Satz: „Im Juli starten seine fünfzig Comebackkonzerte“.
Hö? Keine „würdenkönntensollte“-Zeitform? Nein? Zukunftspräsens? #fail würde ich mal dazu sagen. Derjenige welche weilt nämlich mittlerweile nicht mehr unter uns. Dies verkündete ich dann auch kurz meinen Jahrgangskommilitonen, die sich um mich herum befanden. „Ja, aber da war der ja noch nicht tot, ne?“ Ja doch, meine Lieben, der gute Musiker hat uns nämlich Ende Juni verlassen und nicht erst im Juli.
Anyway. Das kann ja mal passieren. Konnte auch keiner ahnen. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass Zeitschriften immer eine Weile im voraus abgewickelt werden und auch früher erscheinen, als in dem Monat, der eigentlich drauf steht. Also Augen zu und durch und weiter geblättert.
13 Seiten nach diesem besagten Artikel blieb mir jedoch der Mund offen stehen.
Letzte Seite. Rubrik: „Vom Leben gelernt“. Und wer grinst mir da bobbycarfahrend entgegen? Zensursula Ursula von der Leyen!
Liebe NEON, war das wirklich nötig? Musste das sein?
Ich dachte darüber nach, diese Zeitschrift einfach wieder zurückzugeben. Aber dafür kann ja der Zeitschriftenladen meines Vertrauens nichts. Also lieber Verlag NEON Magazin GmbH: Nehmt ihr sie mir wieder ab?
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