Ich hätte nie gedacht, dass mir das passiert. Und vor allem hätte ich nie gedacht, dass mich sowas so aus der Bahn werfen kann, aber es beschäftigt mich ungemein. Und ich will es nicht unerwähnt lassen, das hat er nicht verdient. Obwohl er diese Aufmerksamkeit vielleicht auch nicht verdient hat. Wasweißich. Aber erstmal zurück zum Anfang.

Ich musste heute noch zur Post und was in der Stadt erledigen. Es war heute sehr heiß und die Luftfeuchtigkeit war gnadenlos, daher entsprechend gekleidet mit Rock und Top. Ich lief dann nach der Post vom Seltersweg kommend über die Kaplansgasse zu Galeria Kaufhof, als ich plötzlich eine männliche Stimme hinter mir hörte: „Na Süße, du hast ja gar nichts drunter.“ Ich dachte mir, dass sei wieder irgendein halbstarker Idiot mit einem dummen Anmachspruch, aber er ging über meine linke Seite an mir vorbei und redete weiter: „Du brauchst es wohl. Für wieviel kommst du denn mit? 10 Euro? Oder 20? Nee, du machst es doch bestimmt für 5 Euro.“ Ich war so wahnsinnig perplex, dass mir die Worte im Halse stecken blieben, bzw. ich überhaupt gar keine fand und einfach nur wollte, dass dieser Mann aufhört. Lediglich zu einem Kopfschütteln war ich fähig und war froh, als ich den Eingang zu Kaufhof nehmen konnte und der Kerl verschwand.

Total zittrig und mit Tränen in den Augen lief ich zu den Schreibwaren. Ich war vollkommen durcheinander und verstand die Welt nicht mehr. Bei den Schreibwaren suchte ich nach etwas, wusste aber nicht, nach was. Stand dann irgendwann bei den Trennstreifen, sah auf und sah ihm direkt in die Augen. Dieser verfluchte Kerl verfolgte mich und das Erste, zu dem ich im Stande war, war ein: „Sag mal!“ worauf er erwiderte: „Ja, wieso sagste denn nix?“ Er schlich um die Regale, und ich merkte instinktiv, dass er mich wieder von hinten ansehen wollte. Panik stieg in mir auf und ich fühlte mich absolut alleine. Als er mir wieder näher kam, äußerte er Dinge wie: „Na, musst dich doch nicht wundern, so wie du angezogen bist. Zieh dich doch mal richtig an!“ und da fand ich endlich meine Stimme wieder. Ich bin auf ihn zu und sagte laut zu ihm „Halt die Fresse und verschwinde!“ Die Leute, die um die Ecke kamen, sahen mich leicht verstört an, aber er ging endlich.

Der Kerl war vorerst weg, aber die Angst blieb. Ich bezahlte Trennstreifen, die ich eigentlich gar nicht brauchte. Und ich hatte Angst, diesen Laden zu verlassen. Lange hielt ich mich noch bei den Zeitschriften auf, mit ständigem Umschauen, ob er wieder irgendwo sei. Schlussendlich habe ich mich auf den Nachhauseweg gemacht. In dem ständigen Gefühl, dass mir jeder auf den Hintern starrte und alle tuschelten, dass ich das Stadtgespräch sei. Der anschließende Einkau bei Aldi war unerträglich und der Weg nach Hause zog sich unendlich weit. Und ständig drehte ich mich um und hatte Angst, ihn gleich wieder zu sehen.

Wisst ihr Arschlöcher eigentlich, was ihr einer Frau mit sowas antut?
Mein Selbstbewusstsein ist im Keller. Ich fühle mich unwohl in meiner Haut. Und ich fühle mich unwohl in dieser Umgebung. Ich habe verdammt nochmal Angst. Und das, obwohl objektiv gesehen eigentlich nichts passiert ist.

Morgen geh ich zur Polizei. Anzeige gegen Unbekannt. Wenn ich Glück habe, gibt es von dir Bilder aus dem Überwachungsvideo. Und wenn nicht, war ich wenigstens kein stummes Opfer.

Ich hätte nie gedacht, dass sowas so an die Nieren gehen kann. Aber ich zittere auch 5 Stunden später noch immer, wenn ich daran denke.

Vorheriger ArtikelNächster Artikel

Dieser Artikel hat 4 Kommentare

4

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert