Seitdem ich 14 Jahre alt war und somit in geringem Maße Jobs annehmen durfte, verdiente ich mein eigenes Geld.
Während meiner Schulzeit arbeitete ich mehrere Jahre in einem Onlinereisebüro und übernahm da sogar teilweise das komplette Geschäft, wenn mein Chef im Urlaub verweilte. Während meines Studiums arbeitete ich in der Vorlesungszeit sowohl bei Subway als auch mal bei OBI an der Kasse, und in den Semesterferien als Aushilfe in der Reparaturabteilung eines großen Sensorenherstellers. Alles wurde auf Stundenbasis abgerechnet. Aber trotzdem blieb ich nie übertrieben lange. Es machte zwar alles für sich eine Zeit lang auf die jeweils eigene Art und Weise Spaß, aber Freizeit war einfach geiler. Motivation war immer, wie viel und was ich mir alles vom verdienten Geld leisten konnte.

Daher habe ich nie verstanden, wie Leute gerne lange arbeiten können, anstatt pünktlich nach Hause zu gehen.
Noch weniger habe ich Leute verstanden, die ständig über ihren Job meckern. Anstrengend. Blöde Kollegen. Dummer Chef. Kein Spaß.
Eines war für mich sicher: 13 Jahre Schule, plus teures Studium, und das alles nur, um mich jeden morgen zur Arbeit zu quälen, froh zu sein, wenn ich den Feierabend einläuten kann und um regelmäßig TGIF skandierend ins Wochenende zu starten? Ohne mich! Ich habe nicht so viel Lebenszeit investiert, um mich über etwas, mit dem ich 8 Stunden täglich verbringen muss, nur aufzuregen und abzukotzen. Aber vielleicht ist das einfacher gesagt, als getan?

Nein. In meinem Fall nicht. Ich habe bei den elbdudlern ein Arbeitsumfeld, in das ich mich gerne begebe. Ich arbeite gerne. Und ich arbeite auch gerne mal etwas länger. Ich mache hier so vieles von dem, was ich gerne mache. Ich kann Leuten helfen, ich kann Dinge organisieren, ich kann auch kreativen Input liefern, wenn ich möchte. Aber was hier ganz, ganz, ganz großartig für mich ist, ist, dass ich meine Motivation nicht aus dem Gehaltszettel am Ende des Monats ziehe.
Ich komme so gerne jeden Tag hierher, weil ich gerne mit diesen Menschen zusammen bin. Weil es ein wunderbares Gefühl ist zu sehen, wie Projekte vorangehen, wie sich Menschen auf dich verlassen und dir vertrauen. Weil man dir Verantwortung gibt. Weil es um so viel mehr geht, als Arbeit und Geld verdienen. Hier gibt es so viel Zwischenmenschliches, Herzliches, Wunderbares. Wieso sollte ich also nicht gerne hier sein?

Ganz ehrlich: Ich scheiße auf eure Work-Life-Balance. Wenn ich nicht schlafen kann, arbeite ich. Ich male auch gerne bis tief in die Nacht hinein Tabellen bunt an, wenn’s denn hilft. Sicher wünsche ich mir das nicht für jeden Tag, aber phasenweise ist das komplett in Ordnung.
Über die Weihnachtszeit nicht richtig arbeiten zu können, weil es einfach nichts gab, machte mich nahezu unglücklich. Ich freute mich so sehr auf den ersten Arbeitstag im neuen Jahr. Endlich wieder, naja, sinnvolle Dinge tun.

Es fühlt sich nicht wie Arbeit an, weil da Freundschaften existieren. Wir sitzen nicht nur bei der Arbeit zusammen, sondern gehen abends gemeinsam etwas trinken oder essen. Wir gehen gemeinsam zum Sport. Am Wochenende gehen wir gemeinsam Frühstücken oder ins Kino. Ich weiß, dass das für manche vielleicht grenzwertig ist, aber ich liebe es und fühle mich wahnsinnig wohl. Ich leiste Dinge, die anders nicht so leicht möglich wären.
Aber gibt es eine Kehrseite? Als ich anfänglich oft spät twitterte und noch bei der Arbeit saß, kamen irgendwann von mir wildfremden Menschen besorgte Antworten, ob man uns denn immer so lange festhalten würde und dass das ja alles gar nicht gut sei. Ja, für Aussenstehende mag das befremdlich wirken. Aber das ist kein Grund zur Sorge. Durch das Umfeld wird man hier zwar zu Höchstleistungen motiviert, aber nicht ausgenutzt. Ich habe noch nirgends gearbeitet, wo mehr aufeinander aufgepasst wird, als hier. Es gibt so viele aufmerksame Menschen, die dich dann auch einfach mal wegschicken oder dir Arbeit wegnehmen, wenn sie merken, dass es dir nicht gut geht.

Diese verrückte, kleine, unkonventionelle Agentur im idyllischen Eimsbüttel ist mein kleines Zuhause. Ein bisschen, wie eine Familie, die ich sehr gerne habe. Es ist nicht für jeden etwas, aber für mich genau das richtige. Nun verstehe ich, wie es ist, ein Workaholic zu sein. Auf eine gute Art und Weise. Und ich bin froh, dass sich mein idealistisches Bild meines zukünftigen Jobs bereits jetzt verwirklicht hat. Ja, es hat auch seine Schwächen und Tücken. Und auch ich habe Tage, da bliebe ich lieber zuhause oder habe keine Lust auf Arbeit. Aber das ist ok und geht ganz schnell wieder vorüber. Das Gesamtpaket ist einfach gut.

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Dieser Artikel hat 21 Kommentare

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    1. Funktioniert tatsächlich, man mag’s kaum glauben. Aber es braucht die richtigen Menschen dafür. Verantwortung kann nicht jeder übernehmen. Und selbstständig arbeiten schon dreimal nicht.

  1. Was Du darstellst, kenne ich, auch wenn wenn wir in verschieden Bereichen groß geworden sind.
    Genieße die Zeit mit Deinen Kolleg/innen, die hoffentlich auch dann Deine Freundinnen sind, wenn Ihr aus irgendwelchen Gründen nicht mehr miteinander frühstückt oder ins Kino geht. Freundschaften, die innerhalb des Arbeitsumfelds entstehen, sind nur dann dauerhaft, wenn sie über den Arbeitsplatz hinaus Bestand haben.
    Erst dann weiß man leider, ob die Grenzen, die man gerne übertreten hat, lohnenswert waren.

  2. Und dann kommt ein neuer Kollege, „der prima ins Team passt“, aber ein echtes A… ist. Und zuhause ist jemand, der auf Dich wartet, und schon sieht die Sache ganz anders aus. Also auch von mir: Genieß die Zeit! .. und viel Spaß beim Helfen, Organisiere, Kreativ sein, …

    1. Ist bisher nicht passiert und wird glaube ich auch nicht so kommen. Dafür ist das Klima und dieses elbdudler-Ding allen zu wichtig.
      Solche Leute gehen dann von ganz alleine wieder.

  3. Schön zu lesen… Hatte letzten Sommer das Bedürfnis etwas Ähnliches zu schreiben stbergweh.wordpress.com/2012/06/03/iwork-ilife-ibalance/ Allerdings weiss ich auch, dass dieser Zustand (in einer Agentur und bei sich persönlich) leicht vergänglich sein kann und man darum immer wieder kämpfen oder sich zumindest bemühen muss. Es lohnt sich aber…

  4. Ein schöner Text, ich war nun direkt auf der Seite eurer Agentur. Sehr schön geschrieben, ich hoffe, dass einige umdenken, (über ihre Arbeit) nachdenken oder ihre Situation verbessern. Wie bei Dir geht es nämlich auch.

    Danke.

  5. Hallo Melly,
    es ist schön das zu lesen 🙂 Es freut mich ungemein für dich, dass du dich da so wohlfühlst. Ich finde ein solches Arbeitsklima spiegelt sich eben auch in der Arbeit selbst wieder. Vertrauen ist ein wichtiges Stichwort, so etwas findet man leider nur sehr selten in dieser Branche…ich hab mal einen Vortrag von Eike König von Hort in Berlin gehört, der erzählte, dass er ausdrücklich wünscht, dass seine Mitarbeiter sie selbst sind und auch mal nicht so gute Arbeit leisten. An deren Erfolg sieht man, dass es funktioniert.

    Ich las neulich schon das Interview über elbdudler in der t3n, und bei jeder Zeile wünschte ich mir, auch mal so einen großartigen Arbeitgeber zu finden. Könnt ihr nicht eine Zweigstelle im Rheinland eröffnen? 😉

    Genieß die Zeit weiterhin!

    1. Absolut. Du machst es halt einfach nicht wegen des Geldes, sondern weil du Bock drauf hast. Das führt zu ganz anderen Ergebnissen. Und ja, wenn du einen Tag hast, der nicht so gut läuft, ist es halt so. Das wird toleriert und dann kommst du einfach mal am Wochenende rein, oder arbeitest an einem anderen Tag länger.

      Erstmal ist elbdudler Frankreich und London in Planung. 😉
      Komm einfach nach Hamburg. <3

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