Und dann kam der Freitag. Pünktlich, wie ich bin, kam ich rechtzeitig an Ort und Stelle an. Den Raum habe ich auch gleich gefunden. Ich bin nun also über das Nummernziehen hinaus und habe einen konkreten Ansprechpartner. Man kann sich nicht vorstellen, wie gut sich das anfühlt endlich zu wissen, dass man die eigene Situation voraussichtlich nur noch einmal erklären muss und eine Person vor sich hat, die auch endlich einen Namen besitzt.

Tick. Tack. Tick. Tack.
So saß ich da also. Und klopfte Punkt 11 Uhr an die verschlossene Tür. Sagte, ich hätte einen Termin und wurde mit den Worten: „Bitte warten Sie noch einen Moment draußen.“ wieder hinausgeschickt.
Und dort wartete ich dann auch. Und wartete. Und wartete. Rückblende: Ich hatte gesagt, dass ich Freitag eigentlich keine Zeit habe, because of the Abschlussfeier. Wenn die Aktion aber nur eine Stunde dauern würde, bekäme ich das gerade noch so hin. Meine Laune sank in den Keller. Von mir wird doch auch Pünktlichkeit erwartet, wieso nicht dann auch vom lieben Amt?
15 Minuten später war es dann endlich so weit: Ich durfte die heiligen Hallen betreten.

Der erste Eindruck täuschte. Meine Betreuerin ist eine sehr nette und offene Person und hatte auch ein Ohr für meine Belange. Allerdings teilte sie mir gleich zu Beginn die weniger erfreulichen Nachrichten mit. Mal wieder ein U25-Problem. Für Antragsteller unter 25 Jahren gelten verschärfte Regeln. Die sind vom Gesetzgeber vorgegeben und da lässt sich erst einmal auch nichts machen.

Integrationsmaßnahme JobStart
Ich müsse an einer Integrationsmaßnahme teilnehmen. Drei Monate. Es sei, ich finde in dieser Zeit einen Vollzeitjob. Allerdings kein 400-Euro-Job. Und bevor ich überhaupt einen ALGII-Antrag stellen kann, muss ich eine Woche am Stück dort teilgenommen haben.
Der Spaß geht täglich von 8-16.30 Uhr (Anmerkung der Redaktion: Mein längster Unitag in den letzten drei Jahren ging von 10-16 Uhr, abzüglich akademisches Viertel macht das dann 10.15 Uhr bis 15.45 Uhr) und nennt sich JobStart.
Inhalte: Bewerbungscoaching durch Erstellen eines Bewerberprofils und Bewerbungstraining. Unterstützung bei der Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung durch Arbeitsprojekte und betriebliche Erprobungen.
Vorgewarnt wurde ich auch gleich. „Stellen Sie sich schonmal darauf ein, was Sie am Montag erwartet. Wir haben da 40 Plätze. Der Großteil von den Leuten hat keinen Hauptschulabschluss oder diesen gerade so mit 4,0 geschafft. Motivation sowieso Fehlanzeige.“

Schluck.

Dann die große Frage: „Wollen Sie trotzdem einen Antrag stellen? Bzw. müssen Sie?“ Ja, ich muss.
Danach wurde mir die Eingliederungsvereinbarung vorgelegt. Nichts großartiges, sondern nur, dass ich mich um Arbeit bemühe und an dieser Maßnahme teilnehmen werde. Dass ich pünktlich bei den Trägern erscheinen und die geltenden Projektregeln einhalten werde. Ich wurde auch gleich aufgeklärt, dass zu den Projektregeln gehört, nicht in den Räumen zu kiffen oder auf den Gängen zu rauchen und dass die Füße auf dem Tisch nichts zu suchen haben. Ich quittierte dies mit einem: „Oh, das ist jetzt aber schade.“ Ich konnte nicht anders.

So schaut’s aus
Wie dem auch sei. Ab dem heutigen Tag lerne ich werktags von 8 bis 16.30 Uhr drei Monate lang, wie man Bewerbungen schreibt und Vorstellungsgespräche meistert. Es sei denn, ich finde einen Job oder ein Praktikum.
Noch sehe ich das Ganze ein wenig mit Humor. Aber irgendwie habe ich auch Angst. Die Chancen stehen gut, dass ich das einzige akademische Wesen mit –wenn auch schlechtem- Abitur und gutem Hochschulabschluss bin. Was, wenn die anderen Kinder nicht mit mir spielen und gemein zu mir sind?
Sie werden es im Laufe der nächsten Tag erfahren.

Im Übrigen wurde auch diesmal in die sämtlichen Unterlagen nicht hineingeschaut. Außer in den Lebenslauf. Der war wichtig.
Den Antrag darf ich erst am Montag in einer Woche stellen. Sofern ich täglich in der Maßnahme anwesend war, um mich zu integrieren. Yeeha!

Fazit: Unter 25 Jahren sollte man nicht arbeitslos werden. Oder zumindest nicht so „arm“ sein, dass man finanzielle Hilfe vom Staat benötigt.

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Dieser Artikel hat 3 Kommentare

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  1. Mein bester Freund musste vor Kurzem auch an dieser Maßnahme teilnehmen, stand nach seinem Studium auch erstmal ohne Job da. Toll fand er’s nicht dort antanzen zu müssen und die anderen Teilnehmer sind sehr wahrscheinlich tatsächlich so, wie beschrieben. :/ Er hat’s aber auch mit Humor genommen und seit dem 01. September hat er nen unbefristeten Vertrag in der Firma seiner Wahl. 🙂 Ich gehe davon aus, dass es bei dir ganz ähnlich laufen wird. 😉 Manchmal lohnt sich’s eben ein bißchen zu „warten“ und so ne Maßnahme über sich ergehen zu lassen.

  2. @rebhuhn: Sicherlich. Aber ich fragte mich zu diesem Zeitpunkt noch, was man da wirklich jeden Tag machen soll, wenn das drei Monate lang geht…
    Und hier ging es nur darum, dass ich damit sagen wollte, dass das eine Umgewöhnung wird. Da ging ich noch davon aus, dass das jeden Tag Unterricht ist, und ich so lange schon lange nicht mehr aufmerksam gelauscht habe.

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