Mittwoch auf Donnerstag Nacht kamen wir nach 2 Wochen Berlin in Karlsruhe an.
Um halb eins stiegen wir am Bahnhof in unsere S-Bahn. Einmal quer durch die Innenstadt. Und zwei oder drei Haltestellen vor unserer stiegen sie ein: Die laut Handy-MP3-Player-Musik-hörenden Kiddies. Eine Gruppe von 2, 3 männlichen Jugendlichen. Herzlichen Glückwunsch.
Und bei diesem Lärm fiel es mir auf: Sowas ist uns in 14 Tagen Berlin nicht begegnet. Kein einziges Mal. Zumindest nicht so auffällig nervtötend, dass es sich ins Gedächtnis gebrannt hätte.

Jedenfalls hielt die S-Bahn von einem Moment auf den anderen. Der S-Bahnfahrer kam aus seinem Kabuff und wies die Jungs zurecht. Musik in der S-Bahn sei verboten sie sollen den Lärm abschalten. Die Jungs redeten sich raus mit: „Wir haben’s doch schon ausgemacht.“ (Ja, aber erst, nachdem Herr S-Bahnfahrer euch „freundlich“ darauf hingewiesen hat und nicht schon beim Einsteigen!) und „Aber da steht nur ein Lautsprechersymbol.“
Dass der Fahrer noch etwas ausfällig wurde mit einem „Da sind extra Symbole, für die Leute, die nicht lesen können.“ behalte ich mal für mich.
Die Musik war aus. Ich froh. Und die Jungs verwarnt mit einem: „Wenn ich nochmal was höre, schmeiß ich euch ‚raus!“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Ein paar Meter weiter, gleiches Spiel von vorne. Die jungen Herren machten bar jeder Vernunft wieder diesen Lärm an.
Fahrer taucht wieder auf, diesmal noch aufgebrachter und noch weniger freundlich, schmiss die Jungs aber nicht, wie angekündigt, ‚raus.
Dann kam die Haltestelle Europaplatz. Draußen sahen wir, ganz in CSI-Manier, zwei uniformierte Herren lossprinten. Ich fragte noch: „Was ist denn da schon wieder los?“ und der Mann meinte: „Na, schau mal, wo die hinlaufen!“.
Und tatsächlich. Die MP3-Handy-Gruppe wurde von den uniformierten Sicherheitsdienstherren in Empfang genommen. Und als Geschenk gab’s für die MP3-Jungs eine kleine Anzeige.

Ich kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Da ist man in Berlin. Brennpunkt. Tausende, Abermillionen von Menschen. Unterschiedliche Sozialstati Statusse soziale Herkünfte und Milieus. Verschiedene Welten. Und es passiert: nichts.
Nicht einmal eine Stunde in Karlsruhe, und dann gleich so eine Action. Schöne neue Welt.

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Dieser Artikel hat 4 Kommentare

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  1. Den Artikel muss ich erstmal verdauen…
    Jedoch sehr schöner aber teils derber Blick hinter den Kulissen von KA’s Unterwelt.

    Mfg,
    ein geschockter Phil.

  2. Berlin – In einem gut besetzten Linienbus hat ein bislang unbekannter Mann einen 27-Jährigen niedergestochen. Das Motiv: Das Opfer hatte den Täter angesprochen, weil dieser seiner Meinung nach zu laut Musik hörte. Nach dem Messerstecher wird gefahndet.

    Ein Hoch auf Berlin!

  3. @Philipp: Wow, das ist natürlich übel.
    Aber darum geht’s ja auch. Es sind Dinge, die sind einfach „verboten“. Handymusik nervt. Punkt. Und das muss nicht sein.

    Ich persönlich habe ehrlich gesagt wirklich Angst davor, Jugendliche darauf hinzuweisen, solches Verhalten zu unterlassen. Es war halb eins. Ich war müde von 6 Stunden Zug fahren. Hatte Kopfschmerzen. Und die Musik hat genervt. Ich war sehr froh, dass der Fahrer das in die Hand genommen hat. Und dass er so drastisch durchgegriffen hat.

    Und da frage ich mich auch: Was soll das? Wieso muss ich in einer Welt wie dieser schon fast Angst um mein Leben haben, wenn ich jemanden darauf hinweisen, diesen Handylärm abzuschalten?

  4. Also ich habe 22 Jahre in Berlin gelebt und der Trend der Handymusik kam dort vor dem in Karlsruhe sehr schnell auf. Dazu hatte man halt seltenst Bock was zu sagen, da man immer Angst hatte gleich nen Messer im Bauch zu haben. Es ist schon so, dass es in Berlin genauso ist wie in Karlsruhe und die Jugendlichen genauso dreist. Wenn man aber nur im Stadtinneren in der S-Bahn umhergleitet, dann kriegt man von den aeusseren Brennpunkten kaum was mit. 😉

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